FILME-BÜCHER

Fast jeder kennt den Film oder das Buch „SHOGUN“. Doch was oder wer steckt dahinter. Was war die Vorlage für die Verfilmung oder den Roman?
William Adams (später japanisch 三浦 按針 Miura Anjin; geboren am 24. September 1564 in Gillingham, Kent;gestorben am 16. Mai 1620 in Hirado, Nagasaki) reiste als erster Engländer nach Japan, lebte dort bis zu seinem Tod und ist vermutlich der erste Europäer, der den Titel eines Samurai erhielt. Seine Anwesenheit fällt in die kurze Periode der Öffnung Japans nach außen, die als Epoche des Namban-Handels bekannt wurde. Als er zwölf Jahre alt war, verstarb sein Vater. Er wurde daraufhin Lehrling bei Nicholas Diggins. Dieser war der Besitzer einer Werft in Limehouse. Während der nächsten zwölf Jahre erlernte er dort Schiffbau, Astronomie und Navigation. 1588 trat er in die Royal Navy ein und erhielt das Kommando auf der Richard Duffield, einem Versorgungsschiff, welches während der Schlacht gegen die spanische Armada die englische Flotte mit Lebensmitteln und Munition versorgte. Während Lord High Admiral Charles Howard of Effingham und der Admiral der Reserveflotte Lord Henry Seymour mit dem Feind rangen, brachte Adams Nachschub. Die nächsten zehn Jahre diente er als Navigator auf Handelsschiffen zwischen England und der nordafrikanischen Berberküste.
Von einer Rotterdamer Gesellschaft der Kaufleute wurde der damals 34-jährige Adams im Jahr 1598 als Hauptnavigator einer aus fünf Schiffen bestehenden beauftragt. Am 24. Juni 1598 stach er an Bord der Hoop (‚Hoffnung‘) in See, begleitet von den Schiffen Liefde (‚Liebe‘), Geloof (‚Glauben‘), Trouw (‚Treue‘) und Blijde Boodschap (‚Frohe Botschaft‘).
Die Schiffe segelten zuerst in Richtung der Kapverdischen Inseln, um sich mit Proviant zu versorgen, was allerdings nicht gelang. Deshalb steuerten sie die Küste Guineas in Westafrika an, wo die Abenteurer die Insel Annobón überfielen und den Proviant zusammenraubten. Danach überquerten sie den Atlantik und folgten der Küste Brasiliens und Argentiniens, um die Magellanstraße zu erreichen. Durch schlechtes Wetter verloren die Schiffe den Kontakt untereinander. Sowohl die Liefde (mit Adams an Bord) als auch die Hoop erreichten die Küste Chiles, wo die Kapitäne beider Schiffe bei Auseinandersetzungen mit Einheimischen ums Leben kamen.
Adams wartete auf der Insel Santa Maria auf die anderen Schiffe, doch nur die Hoop traf am vereinbarten Ziel ein. Ende November 1599 segelten die beiden verbliebenen Schiffe Richtung Japan.
Die Geloof kehrte mit 36 Überlebenden durch die Magellanstraße im Juli 1600 nach Rotterdam zurück. Die Blijde Boodschap fiel in die Hände der Spanier. Die Trouw überquerte alleine den Pazifik und erreichte die Gewürzinseln, wo sie von Portugiesen gekapert wurde; sechs Überlebende der Mannschaft kehrten nach jahrelanger Gefangenschaft im Jahr 1604 als Weltumsegler in die Niederlande zurück. Aus Angst vor den Spaniern hatten sich die Besatzungen der Liefde und der Hoop dahingehend geeinigt, auf den offenen Pazifik hinaus zu segeln. Die Hoop ging dabei bei einem Taifun unter.
Im April 1600 erreichte die Liefde mit einer dezimierten Besatzung kranker und sterbender Männer die Insel Kyūshū in Japan. Sie ging in Usuki in der Provinz Bungo (heute Präfektur Ōita) vor Anker und nur neun der verbliebenen 24 Mann Besatzung konnten zu diesem Zeitpunkt noch aus eigener Kraft stehen.
Von portugiesischen Priestern wurde der Navigator Adams und seine Mannschaft der Piraterie beschuldigt. Durch Tokugawa Ieyasu, er war Mitglied des Regentschaftsrates, wurde das Schiff beschlagnahmt und die Besatzung wurde in der Burg Osaka inhaftiert.
Tokugawa war der Vormund des jungen Sohns des zwei Jahre zuvor verstorbenen Regenten Toyotomi Hideyoshi. Er war nicht in den Samurai-Stand geboren worden, sodass ihm der Titel eines Shōguns verwehrt war. Dagegen hätte sein Sohn Hideyori jedoch Shōgun werden können, da seine Mutter aus einer Samurai-Familie stammte
Der Navigator Adams wurde von Tokugawa persönlich verhört und Tokugawa zeigte sich schwer beeindruckt von dem Wissen über Schiffe und Schiffbau, sowie auch von Nautik und Mahthematik des Navigators. Er informierte Tokugawa außerdem über den Vertrag von Tordesillas aus dem Jahr 1494, in dem Papst Alexander VI. den Portugiesen die halbe Welt (einschließlich Japans) übereignet hatte.
Die in Japan missionierenden Jesuiten hatten die Japaner über diese und andere Tatsachen europäischer Politik und Zustände bisher nicht informiert. Die Möglichkeit einer Annexion durch Portugal und Spanien (bis 1640 in Personalunion verbunden) traf den nationalstolzen Tokugawa schwer, was für seine spätere Abwehrpolitik und die seiner Söhne gegenüber den (katholischen) Christen mitbestimmend war. Adams wurde ein enger, wahrscheinlich sogar „freundschaftlich“ verbundener Ratgeber Tokugawas.
Ein Schiffsgenosse Adams’ der zweite Maat Jan Joosten, genoss anfangs ebenfalls die Gunst des Shōgun, trat später jedoch nur noch als Händler in Erscheinung.

Die Rivalitäten innerhalb des Regentschaftsrates ließen diesen in zwei Parteien zerfallen. Tokugawa stand gegen die Partei der Witwe und des Sohnes von Toyotomi. Am 21. Oktober 1600 kam es zur Entscheidungsschlacht bei Sekigahara, aus der Tokugawa siegreich gegen Ishida Mitsunari hervorging. Der Tennō ernannte ihn daraufhin zum Shōgun.
Tokugawa erteilte 1604 Adams den Befehl, in Itō an der östlichen Küste der Izu-Halbinsel ein Schiff in westlicher Bauweise zu konstruieren. Adams entwarf und baute innerhalb eines Jahres ein 80-Tonnen-Schiff. Darauf befahl ihm der Shōgun den Bau eines größeren Schiffes. Ein Jahr später war ein 120-Tonnen-Schiff fertig.
Durch seine Arbeit und sein Misstrauen gegenüber den Portugiesen und allgemein der Katholischen Kirche gegenüber erwarb Adams die Sympathie des Shōguns, der ihn zu sei-nem Berater für Diplomatie und Handel mit den Europäern machte.
Adams hatte Frau und Kinder in England, doch Tokugawa verbot ihm, Japan wieder zu verlassen. Adams wurde stattdessen in den Samurai-Stand erhoben und erhielt ein Lehen in Hemi (逸見, heute Yokosuka) im Bezirk Miura auf der gleichnamigen Halbinsel, sowie das Daishō, die zwei Schwerter, die einen Samurai ausweisen.
Adams wurde der Titel Hatamoto zugesprochen, eine Bezeichnung für direkte Vasallen des Shōguns. Das war eine besondere Ehre, nur wenige wurden mit diesem Titel ausgezeichnet. So durfte ein Hatamoto in der Gegenwart seines Lehnsherrn seine Schwerter tragen, was ein sehr großer Vertrauensbeweis war. Der Shōgun entschied, dass der Navigator William Adams nun-mehr tot und dass Miura Anjin (der Navigator von Miura) geboren sei. Dadurch wurde Adams’ Frau de jure zur Witwe. Adams nahm Oyuki, die Tochter von Magome Kageyu, Samurai und Verwalter der Burg Edo (heute Tokyo), zur Frau. Anjin und Oyuki hatten einen Sohn namens Joseph und eine Tochter namens Susanna.
Dennoch fand Adams es hart, an einem Ort festzusitzen, und blieb weiter abenteuerlustig. So versuchte er vergeblich, eine neue Expedition zur Entdeckung der Nordost-Passage, diesmal von Japan aus, zu organisieren.
1611 erreichte Adams die Nachricht von der Gründung einer englischen Niederlassung in Bantam, und er schrieb dorthin in der Hoffnung auf Hilfe, um Japan wieder verlassen zu kön-nen. Im Jahre 1613 erreichte Kapitän John Saris mit seinem Schiff Clove Hirado. Er hatte den Auftrag, einen Handelsposten für die Ostindische Kompanie der Engländer zu gründen. Nach-dem Adams die dafür notwendigen Genehmigungen des Shōguns vermittelt hatte, schob er sei-ne Reisepläne auf (für die Rückreise nach England hatte er nun doch die Erlaubnis des Shōguns bekommen), um unter der Leitung von Richard Cocks beim Aufbau der neuen engli-schen Niederlassung zu helfen. Aus dieser Zeit stammte ein weiteres Kind mit einer Frau aus Hirado, worüber Adams jedoch nie genauere Angaben machte.
Für den Rest seines Lebens arbeitete Adams im Auftrag der Ostindischen Kompanie, für die er, ebenso wie sein ehemaliger Schiffsgenosse Jan Joosten, noch einige Fahrten auf Rotsiegel-Schiffen durchführte, so 1616 nach Siam und 1617 und 1618 nach Cochinchina.
Am 16. Mai 1620 verstarb Adams in Hirado, nördlich von Nagasaki, im Alter von fast 56 Jahren an den Folgen einer tropischen Krankheit. In seinem Testament verteilte Adams seinen Besitz an seine britische Frau und ihre Tochter, seine japanische Frau und ihre beiden Kinder sowie einige Mitglieder der englischen Niederlassung.
Joseph, der japanische Sohn von Adams, erhielt vom Shōgun alle Rechte seines Vaters über-tragen, insbesondere den Status als Samurai und als Berater bei Hofe. Über das Schicksal spä-terer Nachkommen sind keine Aufzeichnungen bekannt.
Zum Gedenken an Adams erhielt ein Stadtviertel in Edo (heute Tokio) den Namen Anjin-chō (Navigatorviertel), der aber nicht mehr verwendet wird. Dieses ehemalige Stadtviertel liegt im heutigen Stadtteil Nihonbashi (Chūō-ku) in den Stadtteilabschnitten Muromachi-1-chome und Honmachi-1-chome. Als Name erhalten geblieben ist die Anjin-dōri (按針通り, ‚Navigatorstraße‘). Jedes Jahr fand am 15. Juni eine Feier zu Adams’ Ehren statt.