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Liebe vs. Verliebtsein

Viele Menschen verwechseln das Verliebtsein mit Liebe. Doch diese beiden Dinge haben in etwa so viel gemeinsam wie ein romantischer Liebesfilm und ein Porno.

Sicher, es gibt kaum ein schöneres Gefühl, als verliebt zu sein. Wenn wir frisch verliebt sind, sind wir in einem dauerhaften Glückszustand, sind energiegeladen und plötzlich macht alles Spaß, selbst das Anstehen vor dem nach Bier stinkenden Pfandgutautomaten im Supermarkt. Doch das Verliebtsein und das Gefühl von Liebe unterscheiden sich deutlich voneinander.

Die Phase des Verliebtseins dauert im Durchschnitt zwischen sechs Monaten und drei Jahren an. Zwar ist das Verliebtsein selbst kein Gefühl, doch es führt dazu, dass wir andere Gefühle stärker oder schwächer wahrnehmen.

In der Verliebtseinsphase sind wir stark auf den Partner und die Beziehung fixiert. Wir haben das Gefühl, unseren Seelenverwandten gefunden zu haben und können partout keine Schwächen an ihm sehen. Unser Partner scheint so perfekt zu sein, dass selbst seine Fürze für uns nach Chanel Nr. 5 riechen. Das Gefühl des Verliebtseins ist sicherlich eines der schönsten Gefühle, die es gibt. Kein Wunder, dass Menschen danach süchtig werden können.

Was bedeutet Liebe? Das Problem mit dem Verliebtsein. Das Problem an der Geschichte ist, dass viele Menschen das Verliebtsein mit Liebe verwechseln.

Neigt sich die Verliebtseinsphase dann dem Ende, glauben sie, dass es mit der Beziehung den Bach runter geht.

„Oh nein, wenn ich meinen Partner nach einem langen Arbeitstag abends wiedersehe, habe ich gar keine Schmetterlinge mehr im Bauch. Unsere Liebe ist erloschen! Es wird Zeit, dass ich Tinder wieder installiere. Und der eine Arbeitskollege scheint auch nicht uninteressiert zu sein …“

In Wahrheit ist die Liebe nicht erloschen. Die Beziehung geht jedoch in eine neue Phase über, in der die romantische Verliebtheit dem Gefühl von wahrer Nähe und Zusammengehörigkeit weicht. Leider verstehen viele Menschen diesen Wandel nicht und beenden ihre Beziehung, um sich den nächsten Verliebtseins-Kick zu holen.

Ja, verliebt zu sein ist ein schönes Gefühl und man fühlt sich während der Phase verdammt gut. Doch genauso wie das High nach ein paar Lines Koks ist auch das Verliebtseinsgefühl nicht von Dauer – auch wenn es deutlich länger anhält und um Einiges gesünder ist.

Mache dir bewusst, dass das Bild von einer lebenslangen romantischen Liebe vor allem eine Erfindung von Autoren und Filmproduzenten ist und nur selten die Realität widerspiegelt.

Wahre Liebe sieht in der Realität meistens weniger romantisch aus als es in Romanen oder Filmen dargestellt wird. Lieben ohne verliebt zu sein ist somit nichts trauriges, sondern schlichtweg Realität.

Sicherlich gibt es Paare, die auch nach Jahrzehnten noch von dem Verliebtsein oder der großen Liebe sprechen. Doch viel häufiger sprechen sie von Vertrauen, Nähe, Respekt, Verständnis oder sehen den Partner als einen guten Wegbegleiter. (Falls dich das ganze Thema interessiert, kannst du in diesem Artikel der Welt nachlesen, was Liebe in unserem Gehirn auslöst.)

Was ist Liebe wirklich? Liebe ist egoistisch!

Stellt man Menschen die Frage „Was ist Liebe?“ bekommt man häufig zu hören, dass wahre Liebe bedeutet, den anderen bedingungslos anzunehmen.

Bedingungslose Liebe – das ist die wahre Liebe…

Diese Aussage entspricht der romantische Vorstellung von Liebe. Doch die Realität sieht anders aus, denn Liebe ist bis zu einem gewissen Punkt auch egoistisch. Diese Aussage mag dich schockieren und ich bin mir sicher, dass mir hier einige Menschen widersprechen werden. Lass mich diesen Punkt deshalb erklären, bevor du mir den Titel des unromantischsten Menschen des Jahres verleihst.

Sicherlich müssen wir in einer Beziehung und bei der Liebe gewisse Kompromisse eingehen. Doch jeder Mensch hat bestimmte Erwartungen und Vorstellung von einer Beziehung. Und nur so lange diese erfüllt sind, lieben wir unseren Partner.

Es gibt Ausnahmen, doch generell lieben wir einen Menschen nur so lange, wie er auch unsere Erwartungen und Bedürfnisse erfüllt. In dem Moment, in dem unser Partner zum Beispiel unser Bedürfnis nach Vertrauen, Anerkennung, Sex, Zärtlichkeit, Sicherheit oder Ähnlichem nicht mehr erfüllt, schwindet meistens auch die Liebe.

Das ist weder verwerflich noch verwunderlich, sondern schlichtweg menschlich. Liebe besteht aus Erwartungen und dem Erfüllen dieser Erwartungen. Bedingungslose Liebe ist vor allem ein romantische Wunschvorstellung. Nehmen wir zum Beispiel an, du verliebst dich in einen Menschen, weil er dir so gut zuhört, zärtlich und respektvoll ist, du mit ihm über alles sprechen kannst, er dich zum Lachen bringt und du mit ihm den besten Sex deines Lebens hast.

Nach einigen Jahren hat sich dieser Mensch nun geändert. Während du ihm etwas Wichtiges erzählst, tippt er lieber auf seinem Smartphone rum, Zärtlichkeit und Respekt kennt er nur noch aus dem Wörterbuch, wann ihr das letzte Mal zusammen gelacht habt, hast du vergessen und beim Sex ist es schon ein Höhepunkt, wenn sich dein Partner die Socken auszieht und das Ganze länger als fünf Minuten dauert.

Bedienungslose Liebe würde nun bedeuten, dass du ihn immer noch genauso liebst wie vorher. Doch wie realistisch ist das?

Liebe und Bedürfnisse

Zu verstehen, dass bedingungslose Liebe mehr eine Wunschvorstellung als Realität ist, ist ein wichtiger Schritt zu besseren Beziehungen.

Denn je mehr zwei Partner auf ihre gegenseitigen Erwartungen eingehen, desto mehr Chance hat ihre Liebe.

  • Wenn es deinem Partner wichtig ist, dass du einmal die Woche mit ihm zusammen joggen gehst, dann geht mit ihm joggen. Aber bitte tut es nicht im Partnerlook, das ist lächerlich.
  • Wenn es deinem Partner wichtig ist, dass er dir alles erzählen kann, dann höre deinem Partner aufmerksam und verständnisvoll zu, ohne ihn zu verurteilen. Gebe ihm das Gefühl, dass er dir alles erzählen kann und du ein Ohr für ihn hast.
  • Wenn es deinem Partner wichtig ist, dass du auf dein Äußeres achtest, dann tue es. Kauf dir neue Klamotten, gehe zum Friseur und trenne dich von deinem geliebten Bier formte diesen schönen Körper T-Shirt.

Du sollst nichts tun, was gegen deine eigenen Werte verstößt. Auch musst du dich nicht vollkommen für die Wünsche deines Partner aufopfern, schließlich besteht jede Beziehungen aus Kompromissen. Versuche jedoch, die Erwartungen deines Partners so gut wie möglich zu erfüllen, denn dadurch nährst du auch seine Liebe für dich.

Den Ausdruck „Ich tue es dir zu liebe“ gibt es schließlich nicht umsonst.

Nein, auch wahre Liebe kann nicht alles überwinden

Schon mal Folgendes gehört?:

Liebe kann alles!

Der wahren Liebe wird nachgesagt, dass sie alles überwindet. Sie versetzt Berge, verändert Menschen und für sie lohnt es sich, bis zum bitteren Ende zu kämpfen.

Diese romantische Einstellung schadet jedoch. Denn auch die große Liebe kann nicht alle Hürden überwinden.

Schon als sich mein Vater und meine Mutter kennengelernt haben, war mein Vater Alkoholiker. Er war selbstständig und erfolgreich, doch jeden Abend betrank er sich. Seine Sucht beeinflusste maßgeblich die Beziehung und das Familienleben. Lange Zeit hat jedoch meine Mutter nicht aufgegeben und geglaubt, dass mein Vater für sie das Trinken aufgeben würde. Wahre Liebe überwindet schließlich alles, richtig? Pustekuchen.

Unerfüllte Liebe

Der Glaube, dass Liebe alles überwindet, führt auch dazu, dass Menschen jahrelang einem anderen Menschen hinterherrennen, der nicht an ihnen interessiert ist. Sie hoffen, ihn mit ihrer Liebe anzustecken und ihn letztendlich doch zu erobern. Klappt das manchmal? Ja. Aber äußerst selten. Fragst du diesen einen Menschen, bei dem sich das jahrelange Kämpfen gelohnt hat, wird er dir sicherlich sagen:

„Zweifel nie an der wahren Liebe! Liebe überwindet alles!“

Dabei sollten wir jedoch nicht übersehen, dass auf den einen Menschen, bei dem sich das lange Kämpfen gelohnt hat, viele enttäuschte und einsame Frauen und Männer kommen, bei denen es sich nicht gelohnt hat. Und von diesen bekomme ich täglich eine Menge verzweifelter E-Mails … Liebe kann Vieles bewirken und lässt Menschen außergewöhnliche Dinge tun. Doch Liebe überwindet nicht alles.

Zu hoffen, dass wir durch unsere Liebe einen Menschen verändern können oder jahrelang einem anderen Menschen hinterherzurennen ist so naiv wie zwei Wochen vor dem Sommerurlaub noch fünf Kilogramm abnehmen zu wollen.

Jemanden lieben, den man nicht haben kann, ist schrecklich

Es gibt Menschen, die uns nicht gut tun, obwohl sie uns lieben. Und es gibt Menschen, die uns nicht lieben, obwohl wir sie lieben. Und deshalb müssen wir manchmal Nein zur Liebe sagen, um Ja zu uns selbst zu sagen.

Was ist Liebe? Eine Beziehung braucht mehr als Liebesgefühle!

Eine Beziehung braucht mehr als nur Liebe. Liebe ist die Grundlage, das Fundament, auf dem eine Beziehung steht. Doch Liebe reicht nicht aus. Zwei Partner brauchen auch ähnliche Werte und Ziele. Ansonsten wird das Zusammenleben kompliziert.

Zwei Beispiele:

  1. Nehmen wir an, dass du ein extrovertierter Mensch bist, der gerne auf Partys geht. Du genießt es, neue Menschen kennenzulernen und trinkst gerne ausgefallen Cocktails mit komplizierten Namen, die mehr Kosten als ein Gebrauchtwagen. Dein Partner hingegen ist ein introvertierter und ruhiger Mensch, der abends lieber zuhause bleibt und Brettspiele spielt oder sich die neusten Serien auf Netflix anschaut. Allein dieser eine Unterschied wird immer wieder zu Diskussionen, Differenzen und Problemen bei der Abendplanung führen und das Zusammenleben kompliziert machen.
  2. Sagen wir, dein größter Wunsch ist es, Kinder zu kriegen. Nichts wünschst du dir mehr, als mit deinem Partner eine Familie zu gründen und einen schicken „Baby an Bord“ Aufkleber an die Heckscheibe deines Autos zu kleben. Dein Partner hingegen hält rein gar nichts von Nachwuchs und das Letzte, was er will, ist Windeln zu wechseln und Kindergeburtstage zu organisieren.

Das Dilemma aus dem ersten Beispiel könntest du durch Kompromisse und Rücksichtnahme vielleicht noch lösen. Aber beim zweiten Beispiel wird es schwierig. Beide Menschen stehen vor einer sehr komplizierten Entscheidung:

Den eigenen Wunsch für die Liebe des Partners opfern oder an seinem eigenen Wunsch festhalten und den Partner verlassen?

Nehmen wir an, dass die beiden sich für die Liebe entscheiden und auf Kinder verzichten. Beide verdienen gut und da sie keine Kinder haben genießen sie das Leben in vollen Zügen. Sie reisen viel, gehen in die Oper und lernen auf schicken Jet-Set-Partys andere kinderlose Paare kennen.

Nach einigen Jahren wird der Mensch, der auf seinen Kinderwunsch verzichtet hat, jedoch immer unzufriedener. All die Reisen und all die schicken Jet-Set-Veranstaltungen reizen ihn nicht mehr. Er spürt seinen Wunsch nach einer Familie immer stärker.

Liebe ist die Grundlage einer Beziehung. Doch damit eine Beziehung funktioniert, braucht es mehr als nur Liebe.

Lieben heißt loslassen können

Ich habe die Fragen „Was ist Liebe?“ und „Was bedeutet Liebe?“ in diesem Artikel nicht eindeutig beantwortet.

Warum?

Weil du letztendlich selbst entscheiden musst, was Liebe für dich bedeutet.

Ich reise zum Beispiel seit mehrere Jahren um die Welt und habe keine festen Wohnsitz. Auch in meiner Kindheit bin ich mehrmals umgezogen. Es gibt somit keinen Ort auf dieser Welt, an dem ich mich wirklich Zuhause fühle. Für mich bedeutet Liebe deshalb auch, dass ich mich bei einer Frau Zuhause und geborgen fühle. Bei dir ist das vielleicht völlig anders.

Des Weiteren verändert sich unser Verständnis von Liebe auch meistens mit der Zeit und unseren Beziehungen.

Ein Teenager, der zum ersten Mal verliebt ist, wird nicht das gleiche Verständnis von Liebe haben wie ein Mensch, der seit über 40 Jahren verheiratet ist. Doch ganz egal, was Liebe für dich bedeutet, du solltest sie loslassen.

Manchmal schwindet die Liebe. Manchmal wird sie nicht erwidert. Manchmal tut sie uns nicht gut. Und manchmal fühlt es sich an, als würde uns jemand das Herz aus der Brust reissen und es vor unseren Augen verspeisen.

Doch du kannst die Liebe nicht festhalten oder kontrollieren. Du kannst sie nur loslassen.

Und je mehr du die Liebe loslässt, je weniger Anforderungen du an die Liebe stellst und je mehr die Liebe sein darf, statt sein muss, desto mehr Liebe wirst du in deinem Leben erfahren. 

Ist es wirklich so leicht, mit gesundem Menschenverstand die echten von den falschen Gefühlen zu unterscheiden? Wenn ja - nach welchen Kriterien könnten Sie diese Unterscheidung treffen? Sehen wir uns zunächst die Wirkungen von Gefühlen an. Jedes Gefühl hat eine bestimmte Wirkung oder Funktion ...: Angst hat die Funktion, daß ich mich auf eine neue, mir noch unbekannte künftige Situation einstellen kann mit Trauer will ich mich von vergangenen Vorlieben, Sicherheiten, Gewohnheiten lösen mit Aggression mache ich mich bereit, Hindernisse zu überwinden Freude schließlich ist ein Ausdruck von Erfolg, bestätigt und bestärkt mein Selbst-Vertrauen.

Echte Gefühle passen zu dem, was ich in der jeweiligen Situation tatsächlich bewirken will. Sie erkennen sie daran, daß Sie ihre Wirkung ...: ... gutheißen, verantworten können, daraus folgt ... ... daß Sie sich über ihre Wirkung freuen. Kurz: Es sind Ihre Gefühle. Die Wirkung unechter Gefühle hingegen passen nicht zu dem, was Sie tatsächlich wollen, sondern werfen nur kurzfristig befriedigende Schein-Gewinne ab.

Sie erkennen sie daran, daß sie Ihnen mehr oder weniger passieren, nicht Sie, sondern die Gefühle entscheiden und bewirken, daß Sie auf bestimmte Schlüsselreize die Reaktion abspulen, die Ihnen irgendwann mal beigebracht wurde. Kurz: Es sind anerzogene Gefühle. Zum Beispiel ist Trauer das passende Gefühl für Situationen, in denen ich mich von jemandem oder von etwas trennen will. Ich muß, sollte oder will mich von alten Bindungen lösen. Wenn wir jedoch irgendwelchen Illusionen nachjagen, oder unsere Gefühle an Erwartungen anderer Menschen ausrichten, so läuft etwas schief. Echte Trauer kann über den Schmerz hinaus auch ein tränenreiches Abschiedsfest sein. Ja, richtig gelesen: Abschiedsfest: Trauer enthält, wenn sie ein echtes Gefühl ist, den Keim der Freude, der Freude auf das Kommende, das nun erst möglich wird. Aber dazu später.

Das Unterscheidungskriterium passend/ unpassend zur Situation auf unechte Gefühle angewandt würde im Falle von Trauer bedeuten: Immer dann, wenn ich mich nicht von etwas trennen will oder einer Trennung nicht zustimmen will, wäre das Gefühl von Trauer fehl am Platz. Laut weinend der Welt mitzuteilen: Ich will ja dies oder jenes unbedingt bewahren, aber die lassen mich nicht – was will ich damit bewirken? Mich verabschieden von dem, was ich will oder den Anspruch aufgeben, daß ich das, was ich will, je können werde? Wäre Aggression, vielleicht auch Neugier nicht passender? Zugegeben, so einfach es auch ist, echte von falschen Gefühlen zu unterscheiden. Solange ich im Labyrinth unechter Gefühle orientierungslos gefangen bin, wird es schwer sein meine echten Gefühle zu erkennen.

In der Transaktionsanalyse werden diese unechten Gefühle als "Maschen" bezeichnet, andere Autoren sprechen davon, daß Menschen in aller Regel "Opfer" ihrer typischen Gefühlsketten werden, insbesondere, wenn sie sich in Stressituationen befinden.

Grundgefühle Intention

Intentionale Gefühle können im weitesten Sinne als „Hungergefühle“ verstanden werden. Sie stehen als Initialgefühle am Anfang aller kognitiven und motorischen Abläufe. Bewusst wahrgenommen sind sie überwiegend angenehm, meist sind sie uns nicht bewusst. Intention ist der Ausgangspunkt für unser Lernen, für unsere Entwicklung von Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kreativität.

Da es ohne Intention keinen Anfang gibt, ist sie die bedeutendste motivierende Struktur für die Entwicklung des Menschen in Beruf und Liebe und für die Bewältigung seiner alltäglichen Aufgaben. Im Normalleben verstehen wir unter Intention das Gefühl der erwartungsvollen Leere, das auf Erfüllung abzielt. Die Intention ist auf ein Objekt (z. B. Auto, Wissensgebiet, Mensch) gerichtet.

Wir fühlen uns vom Gegenstand unseres Interesses gefesselt, angezogen, fasziniert, verlangen danach, möchten Dinge näher kennenlernen und erforschen. Wir haben den Wunsch nach Öffnung, Erweiterung und Ausdehnung unseres Erfahrungsbereichs. Wissensdurst, Erlebnishunger, Abenteuerlust charakterisieren unsere hungrigen Erwartungen, die auf unterschiedliche Ziele gerichtet sind. Spezifische Objekte unserer Intentionen kennen wir von unseren vitalen Bedürfnissen wie Hunger, Durst, Bewegungsdrang und im weiteren Sinne Heilungsverlangen und Genesungswünsche. Wörter wie Begehren, Neugierde, Drang, Trieb, Motiv, Erwartungsspannung heben mehr den emotionalen Anteil in unserem Erleben hervor. Die Ausdrücke Interesse oder Strebung betonen mehr den kognitiven Anteil, das Ziel unserer Intentionen. Heftiges und unmäßiges Verlangen drücken wir mit Bärenhunger, Gier oder Sucht aus.

Freude

Freude ist ein Gefühl des Sieges, Erfolgs und Stolzes. Es stellt sich bei der Erreichung eines Zieles ein, es ist ein Gefühl des Erfülltseins. Freude ist vielfältig und mit ständig wechselnden Objekten verknüpft. In einem Augenblick erfreut uns ein schöner Anblick, im nächsten etwas Gehörtes oder Ertastetes.

Ein freudiges Hochgefühl benennen wir mit Glück, Seligkeit oder Euphorie. Freude trägt dazu bei, dass wir uns mit anderen Menschen zusammengehörig fühlen. Freude bewirkt Freude, sie breitet sich aus und steckt andere an. Verwandt mit Freude sind Gefühle wie Vertrauen, solides Selbstwertgefühl, Gefühle von Ganzsein und Vollendung, als Mensch akzeptiert und geliebt zu werden.

Das Genüßliche an unserer Freude drücken wir mit Behagen, Wonne und Vergnügen aus. Freude bildet als Erfüllungsgefühl den Endpunkt im Handlungsablauf. An diesen schließen sich neue intentionale Gefühle an.

Trauer

Trauer ist das Verlustgefühl, die Reaktion auf den Verlust eines geliebten Objektes. Manche meinen, dass wir den ersten Verlust im Leben bei der Geburt erlebt haben, den Verlust des Einsseins mit der Mutter. Kind, wie auch Mutter, müssen den Zerfall der Einheit in zwei Einzelindividuen überwinden.

Die Überwindung des erlittenen Verlustes besteht in der Ablösung vom Objekt. Ist die Fähigkeit gestört, sich aus der Verknüpfung mit dem verloren gegangen Objekt zu lösen, kann Trauer neurotisch oder psychotisch werden. Es ist anzunehmen, dass wir alltäglich, wenn auch unbewusst, unzählige Objekte betrauern. Die Trauer kann sich auf ganz unterschiedliche Objekte richten.

Wir betrauern mehr oder weniger stark gedankliche, gegenständliche Objekte oder Gefühlsobjekte in ihrem Kommen und Gehen: Wir beenden eine Arbeit, verabschieden jemanden oder erleben, wie ein glücklicher Moment zu Ende geht. Es kann der Abschied von idealisierten Zielen sein, die sich für uns als unerreichbar erweisen, vom vertrauten Arbeitsplatz oder auch von einem geliebten Menschen, der verstarb. Gefühle wie Enttäuschung, Niedergeschlagenheit, Erschöpfung, Mut- und Trostlosigkeit, Verzweiflung, Kummer etc. können auftreten.

Die Fähigkeit zu trauern ist ein Zeichen gesunder Persönlichkeitsentwicklung. Die Trauer endet mit der Ablösung vom Objekt. Die geglückte Loslösung wird mit Erleichterung erlebt. Daraufhin kann die Zuwendung zu neuen Objekten folgen.

Angst

Angstgefühle kennen wir als Aufgeregtheit, Besorgnis oder Beengung. Sie können sich steigern von Schreck, Entsetzen bis zur Panik. Wir fühlen Ungewissheit, Unsicherheit und Bedrohung, erleben eine innere Spannung, die uns zunehmend handlungsunfähig machen kann. Angst kann uns wie gebannt erstarren lassen oder zu extremer Beschleunigung körperlicher oder gedanklicher Abläufe führen.

Ängste können auf bestimmte Objekte gerichtet sein, zwanghaft auftreten (Platzangst, Höhenangst, Hundeangst, Menschenangst) und einen existentiellen Charakter bekommen. Spielarten der Angst sind Scham, Scheu, Verlegenheit, Zurückhaltung und Vorsicht. Furcht benennt den kognitiven Anteil der Angst (die das Gefühlserleben benennt), die mit dem Gefühl assoziierten Gedanken. "Ich habe Befürchtungen" drückt mehr Distanz - eine begriffliche - zum Befürchteten aus, als der Satz "Ich habe Angst".

Im Erlebnisablauf steht zuerst die intentionale Phase, dann tritt die Angst auf und danach die Handlung, also das Ereignis, auf das die Angst gerichtet ist.

Aggression-Schmerz

Unter Aggression kann man ein Kampf- und Streitgefühl oder auch ein Kränkungs- und Verletzungsgefühl fassen. Verwendet man die Begriffe Schmerz und Aggression, so kann man unter Schmerz, den ‚seelischen' Schmerz, die Frustration verstehen und mit Aggression den objektgerichteten Handlungsimpuls.

Das Aggressionsgefühl ist ein Gefühl von Energie und Kraft, verbunden mit tätlichen Phantasien oder dem Impuls, zuzuschlagen, etwas zu zerstören, jemandem Schmerz zuzufügen.

Die Handlungsschwelle wird überschritten, etwas geschieht. Hier ist es sinnvoll, den Schmerz als das Schwellengefühl, das Gefühl der Grenzüberschreitung, der Aktion, der Trennung, des (schmerzhaften) Abschieds und der Entscheidung zu charakterisieren. Entscheidungen können schmerzen, man dreht und windet sich, kämpft einen inneren Kampf, ringt mit sich selbst.

Das Aggressionsgefühl ist ursprünglich konstruktiver Natur, denn wo keine vitale Aggression ist, da geschieht auch wenig Innovatives. Alltäglich überschreiten wir bei allen Handlungsabläufen vielfältige Schwellen mit mehr oder meist weniger bewussten Schmerzen. So gesehen ist die ‚Schmerzphase', das Schwellengefühl, konstitutiver Bestandteil unserer Handlungen und gedanklichen Abläufe. Im alltäglichen sozialen Umgang zeigt sich konstruktive Aggression im gezielten Herangehen an Dinge oder Probleme, im innovativen Verändern, in Bestimmtheit und Eindeutigkeit.

In Interaktionen kann es notwendig sein, dass wir uns scharf abgrenzen, uns distanzieren, unsere persönliche Integrität verteidigen oder ‚schmerzhaft' Beziehungen klären. Wir können argumentative Auseinandersetzungen und Kämpfe um wissenschaftliche Hypothesen im kreativen, geistigen Ringen austragen. Am Beispiel der Aggressionen wird das Reifungsniveau, auf dem ein Gefühl ausgelebt werden kann, sehr anschaulich. Oft wurde aus Aggressionen Kriegerisches entwickelt, feindselige Handlungen oder Geringschätzungen und Abwertungen des anderen - Zank, Streit, Verletzungen bis hin zu den archaischen Formen wie Kamikaze, Amokläufe oder Kriege.